Steigender Anteil von Frauen in den Forstberufen

06.03.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute

Jagdschulatlas Magazin - Steigender Anteil von Frauen in den Forstberufen
(Foto: Bund Deutscher Forstleute)

Die Arbeit im Walde, die Forstberufe vom schwer arbeitenden Waldarbeiter bis hin zum planenden und jagenden Förster, erschien auf den ersten Blick für lange Zeit als klassische Männerdomäne. „Dies trifft zum Glück nur noch zum Teil zu“, weiß Ulrich Dohle als Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute (BDF). „In der Forstbranche in Deutschland wächst der Frauenanteil seit einigen Jahren kontinuierlich an.“ Während sich früher bei der Waldarbeit die klassische Rolle der benachteiligten Frauen widerspiegelte, waren die Förster- und Jägertätigkeiten zunächst überwiegend dem Adel vorbehalten und blieben dann bis in die 1970er Jahre eine reine Männerdomäne. In Ostdeutschland hatten Frauen zu DDR-Zeiten im Forst schon früher bessere Berufschancen.

„In Niedersachsen wurde vor fast 50 Jahren die erste Frau zur Försterausbildung angenommen,“ erinnert sich der Pressereferent des BDF, Rainer Städing (67). „Seitdem hat sich jedoch eine Menge getan. Unsere neuesten Umfragen in der Forstbranche belegen einen Anteil von rund 22 Prozent Försterinnen mit steigender Tendenz. Bei den Forstwirtinnen, also in der praktischen Waldpflege und Holzernte, beträgt der Anteil am Personal nur sechs Prozent, aber mit ebenfalls steigender Tendenz.“ Damit entwickeln sich die Forstberufe zunehmend zu einem Berufsfeld, welches auch durch Frauen mitgeprägt wird und jetzt nicht mehr in „Niedriglohngruppen“.

"Als Frau fühle ich mich im Forst sehr wertgeschätzt. Gerade die älteren Försterinnen haben dort Pionierarbeit geleistet und trotz der vorherrschenden Männerdomäne ihre Durchsetzungsstärke und Kompetenz unter Beweis gestellt. Ihnen gebührt von uns jüngeren Försterinnen ein großer Dank“, so die hessische Försterin Rebekka Janson. „Im Vergleich zu vielen überrepräsentierten Frauenberufen gibt es in der Forstwelt weniger emotionale Spannungen und Unstimmigkeiten, was die Arbeit ungemein erleichtert. Die klaren Strukturen und die Möglichkeit, aktiv etwas zu gestalten, machen mir große Freude. Allerdings gibt es auch gerade im Bereich Vereinbarkeit von Beruf und Familie dringenden Verbesserungsbedarf, insbesondere bei den Arbeitsspitzen im Winter, wenn die Arbeitsbelastung massiv ist. Ich hoffe, dass sich in diesem Bereich noch viel tun wird, um auch zukünftigen Försterinnen und Förstern mit Familien ein erfolgreiches Arbeiten zu ermöglichen.“ Findet Rebekka Janson, die sich im BDF aktiv für Verbesserungen engagiert.

Was die Bedeutung der Frauen im Wald angeht, lohnt sich auch ein Blick auf die Waldbesitzerinnen. So sind in Bayern vierzig Prozent der 700.000 Waldbesitzenden weiblich. Das ist ein Ergebnis des vor kurzem abgeschlossenen Projektes „Fem4Forest – Wald in Frauenhänden“, welches den Interessen der Frauen an ihrem Wald nachgegangen ist.

Hintergrund:

Weltweit waren und sind Frauen bis heute in vielen Kulturen für Wasser und Holz zuständig. Wer kennt nicht die Bilder von Frauen mit einem Bündel Brennholz auf dem Kopf. In Deutschland war neben der Lese von Brennholz in vielen Gegenden auch das Einsammeln von Laubstreu Aufgabe der Frauen. Der Umwelthistoriker Radkau (2006) zitiert Quellen, wonach 1723 Frauen Forstmitarbeiter in Laasphe (Landkreis Siegen-Wittgenstein) überfielen, die ihnen vorher die gesammelte Laubstreu weggenommen hatten. Und in Frankreich hätten Frauen Anfang des 19. Jahrhunderts oft an der Spitze häufiger Waldunruhen gestanden.

Die Forstberufe als Förster und Holzknechte oder Waldarbeiter entstanden in einer Zeit, als entlohnte Frauenarbeit nicht üblich war. So waren leitende Positionen zunächst überwiegend dem Adel vorbehalten, der Försterberuf entwickelte sich anfangs aus den vorhandenen angestellten Jägern. In Preußen gab es bis 1917 Feldjägercorps, deren Mitglieder nach Ende der Militär-Dienstzeit Anrecht auf eine Forststelle hatten.

„Waren die Förster ehedem manchmal schlechter als die Holzknechte bezahlt worden, wurde der Stand des Forstbeamten im späten 18. Jahrhundert zum qualifizierten Beruf und die „Baumzucht“ zum angesehenen Gewerbe…“ (Radkau, 2006, S. 181).

Frauen kamen erst später als sogenannte „Kulturfrauen“ in Lohnarbeit im Wald. Sie arbeiteten in den Pflanzgärten der Förstereien, legten Pflanzungen an und pflegten dieselben. Oft in Saisonarbeit.

Aus einer Studie der Geschlechterforschung an der Uni Freiburg (2008):

Bekannter wurde die Tätigkeit der Kulturfrauen nach dem 2. Weltkrieg als sog. „Trümmerfrauen des Waldes“ (Emma, 2000). Es entstand das Bild der Frauen, die große Teile des Waldes wiederanpflanzten. Ein Mythos, der aber genauso wenig nachweisbar ist, wie der über die eigentlichen Trümmerfrauen in den Städten.

Die nach dem Krieg einsetzende Rationalisierung bei der Waldarbeit ging zunächst zu Lasten der Frauen. Als Saisonarbeiterinnen wurden sie einfach nicht wieder eingestellt. 1953 stellten weibliche Waldarbeiterinnen im Staatsforst von Baden-Württemberg noch etwa die Hälfte des Personals. Der Anteil sank bis 1995 auf etwa 5 Prozent. (V. Hoffmann, 1998; S. 33).

„Die forstlichen Führungspositionen blieben bis in die 1970er Jahre den Männern vorbehalten“, wurde 1996 in einer Arbeit der damaligen Fachhochschule Eberswalde (heute HNEE) festgestellt. Oder wie die Uni Freiburg (2008) feststellte: Die typische Rollenverteilung in der Forstwirtschaft: Ein Mann beaufsichtigt ein Heer von Frauen bei der Pflanzarbeit. Die Männer sind in Führungsposition und die Frauen sind fremdbestimmte „fleißige Arbeitsbienchen“.

1993 wurde den Kulturfrauen im Harzer Örtchen Bad Lauterberg ein eigenes Denkmal gewidmet auf Initiative der örtlichen Forstgewerkschaft. 2016 errichtete das Niedersächsische Forstamt Ahlhorn einen Gedenkstein für die Leistung der Pflanzfrauen nach dem Krieg.

Etwa ab den 1990er Jahren setzte der Wandel ein, dass vermehrt Frauen den Ausbildungsberuf „Forstwirtin“ anstrebten und in den öffentlichen Forstbetrieben oder -Verwaltungen ausgebildet wurden. Die Frauenlohngruppen sind Geschichte, so dass gleiche tarifliche Bezahlung die Regel ist.

Ebenso steigt die Zahl der Studentinnen an den forstlichen Hochschulen und Fakultäten deutlich an. Die Absolventinnen werden nicht zuletzt aufgrund des Generationenwechsel, der gerade vielerorts in der Forstwirtschaft stattfindet, in großer Zahl und bei gleicher tariflicher Einstufung in der Forstwirtschaft auch dringend benötigt.

Der Anteil der Waldbesitzerinnen steigt ebenfalls. Das Projekt „Fem4Forest“ hat sich erst kürzlich mit den besonderen Interessen der Waldbesitzerinnen befasst. Wie die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) berichtet, wurde nach 2,5-jähriger Laufzeit nun zusammengetragen, welche Ziele Frauen in ihren Wäldern verfolgen und welche Unterstützung sie benötigen, um diese zu verwirklichen. https://www.forstpraxis.de/40-des-waldes-gehoert-frauen-21772
Hierzu wurde kürzliche ein eigenes Merkblatt erarbeitet: 
https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/mb51_waldbesitzerinnen_rz_web_bf.pdf

Zum Original-Beitrag: Steigender Anteil von Frauen in den Forstberufen

06.03.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute

Das Copyright für Text-/ und Bildmaterial liegt beim genannten Original-Herausgeber.

Zurück zum Jagdschulatlas Magazin - News, PM & Beiträge aus Jagd & Forst

Anzeige
Jagdkeller - Jagdbekleidung&Jagdzubehör

Bund Deutscher Forstleute mit weiteren News, PM & Beiträgen


Jagdschulatlas Magazin - Ausgezeichneter Stadtwald Augsburg
Ausgezeichneter Stadtwald Augsburg
22.03.2024 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Bund Deutscher Forstleute

Jagdschulatlas Magazin - Zwischen Himmel und Erde - Wald sorgt für unser Wasser
Zwischen Himmel und Erde - Wald sorgt für unser Wasser
21.02.2024 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Stadt Augsburg

Jagdschulatlas Magazin - Hochwasser und Dürre als zwei Seiten einer Medaille?
Hochwasser und Dürre als zwei Seiten einer Medaille?
18.01.2024 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Wertschätzung für Choriner Wald deutlich gestiegen
Wertschätzung für Choriner Wald deutlich gestiegen
28.12.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Waldböden als Schlüsselressource für die Wälder der Zukunft
Waldböden als Schlüsselressource für die Wälder der Zukunft
04.12.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Stadtwald Augsburg - Alleskönner und Lebensgrundlage für eine ganze Stadt
Stadtwald Augsburg - Alleskönner und Lebensgrundlage für eine ganze Stadt
18.11.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Studieren für den Wald - Erste bundesweite Auswertung der Hochschulumfrage
Studieren für den Wald - Erste bundesweite Auswertung der Hochschulumfrage
23.10.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Ab jetzt Regenwasser in der Landschaft zurückhalten
Ab jetzt Regenwasser in der Landschaft zurückhalten
02.10.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Wald und Kinder sind unsere Zukunft wofür es sich zu streiten lohnt
Wald und Kinder sind unsere Zukunft wofür es sich zu streiten lohnt
19.09.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Neuartiger Demowald im Westerwald
Neuartiger Demowald im Westerwald
08.09.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Anzeige
ALUBOX

Jagdschulatlas Magazin - Fachkräftemangel auch im Wald
Fachkräftemangel auch im Wald
15.08.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Erste große Sommerhitze
Erste große Sommerhitze
23.06.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Ein Lob der Baumhöhle - alte Bäume sind unverzichtbarer Bestandteil im Wald
Ein Lob der Baumhöhle - alte Bäume sind unverzichtbarer Bestandteil im Wald
22.05.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Zusammenspiel aller Akteure im Choriner Wald ist Erfolgsgeschichte
Zusammenspiel aller Akteure im Choriner Wald ist Erfolgsgeschichte
03.05.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Festakt für den Choriner Wald als Waldgebiet des Jahres
Festakt für den Choriner Wald als Waldgebiet des Jahres
25.04.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Wald und Wasser sind voneinander abhängig
Wald und Wasser sind voneinander abhängig
20.03.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - BDF gewinnt langwierigen Rechtsstreit
BDF gewinnt langwierigen Rechtsstreit
01.03.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Foto: Rainer Städing

Jagdschulatlas Magazin - Regenwurmtag: Tiefbauingenieur im (Wald)Boden
Regenwurmtag: Tiefbauingenieur im (Wald)Boden
10.02.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Bund Deutscher Forstleute

Jagdschulatlas Magazin - Warum unsere Niederschläge nicht in Ruhe versickern können
Warum unsere Niederschläge nicht in Ruhe versickern können
03.02.2023 Pressemitteilung - Bund Deutscher Forstleute
Bildnachweis Bund Deutscher Forstleute

Zurück zum Jagdschulatlas Magazin - News, PM & Beiträge aus Jagd & Forst

Ihre News, PM oder Beiträge fehlen?

Jetzt Ergänzung für das Jagdschulatlas Magazin vorschlagen


Anzeigen
Anzeigen