Biotope im Stadtgebiet Schwabach neu erfasst

07.03.2024 Pressemitteilung - Bayerisches Landesamt für Umwelt

Jagdschulatlas Magazin - Biotope im Stadtgebiet Schwabach neu erfasst
(Foto: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Im Auftrag der Stadt Schwabach und unter fachlicher Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) nehmen Fachleute ab diesem Frühjahr die Naturschätze in der Stadt Schwabach unter die Lupe. „Die Biotopflächen sind Teil der einzigartigen Stadt- und Kulturlandschaft und tragen zur hohen Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger bei“, erläutert Oberbürgermeister Peter Reiß und bat die Anwesenden, die Kartierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen.

Gunhild Kastner-Mackes und Carsten Wunsch aus der Abteilung Naturschutz am LfU, dankten der Stadt Schwabach für die gute Zusammenarbeit und unterstrichen die Bedeutung der Biotopkartierung: „Sie liefert der Stadt, den Grundstückseigentümern, den Naturschutzbehörden, Planungsbüros, Naturschutzverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen wichtige Informationen für ihre tägliche Arbeit, wie zur Planung und Beurteilung von Bauvorhaben oder von Maßnahmen zum Schutz der Natur. Auf der Basis der aktualisierten Daten können die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege der Biotopflächen gezielt über den Vertragsnaturschutz honoriert werden.“ Zum Start der Geländearbeiten wurden bei einer Informationsveranstaltung am 07.03.2024 die lokalen Behörden, Naturschutzverbände und Interessenvertretungen der Bewirtschaftenden informiert.

Schwabach liegt im Naturraum „Mittelfänkisches Becken“ mit dem Rednitztal und seinen Sandterrassen, den Wiesentälchen der Schwabach, des Zwiesel- und des Mainbaches und dem Durchbruchstal der Schwarzach, sowie den ausgedehnten Ackerfluren und Kiefernforsten auf der sanft gewellten Keuperhochfläche aus Blasensandstein. Das Rednitztal ist nördlich der Autobahn Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura2000“, dem größten Naturschutzprojekt der Welt.

Im Landschaftsschutzgebiet „Ehemaliges Übungsgelände der US-Army“ erfassten Gutachter mit zahlreichen seltenen Vogel-, Amphibien- und Insektenarten eine außerordentlich hohe Artenvielfalt. Dort gibt es viele gefährdete Pflanzenarten wie den Sumpfquendel, das Mauer-Gipskraut oder das Tausendgüldenkraut. Aufgrund der vielen Tümpel mit veränderlichem Wasserstand leben dort anspruchsvolle Amphibien wie die Kreuzkröte. Seltene Vogelarten wie der Wendehals und die Heidelerche brüten an den lichten Waldrändern.

In den Rednitzauen gibt es neben geschützten Auwaldresten, Stillgewässern und Gräben des Wässerwiesensystems mit der Schwanenblume auf den benachbarten Sandterrassen noch besonders artenreiche Sandmagerrasen mit Vorkommen von Rote-Liste-Arten wie dem Dillenius´ Ehrenpreis, der Platterbsen-Wicke und der Sandgrasnelke. Die UNESCO hat die traditionelle Wiesenbewässerung im Rednitztal zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt.

Im Westen von Schwabach liegt der Weinberg an der Gartenstraße mit einer landschaftlich besonders ansprechenden, für Schwabach typischen Hecken- und Streuobstlandschaft. Hier gedeiht noch die Weinbergs-Tulpe, ein Relikt des früheren Weinanbaus.

In der Biotopkartierung von 1996 wurden im Stadtgebiet Schwabach 485 Biotope mit einer Gesamtfläche von ca. 183 ha erfasst. Dies entspricht einem Flächenanteil von rund 4 % am Stadtgebiet. Das Wissen über die wertvollen Biotope wird nun zum ersten Mal mit Erhebungen in den Sommerhalbjahren 2024 und 2025 auf den neuesten Stand gebracht. Die Ergebnisse der Kartierung liegen voraussichtlich im Sommer 2026 vor. Die Erhebungen führt ein Fachbüro aus Nürnberg durch. Wälder über 5.000 qm werden nicht kartiert. Rund 180.000,- Euro stellen der Freistaat Bayern und die Stadt Schwabach gemeinsam für die Naturinventur in der Stadt zur Verfügung.

Die Naturschutzbehörde der Stadtverwaltung Schwabach und das LfU stehen für weitere Auskünfte zur Verfügung. Für alle Interessierten liegt in der Stadtverwaltung die Broschüre des LfU „Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren“ zur Information aus oder kann als PDF heruntergeladen werden: Broschüre Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren

Weitere Informationen

Gemäß Art. 46 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) ist das LfU für die landesweite Durchführung der Biotopkartierung zuständig. Die Biotopkartierung erfasst und beschreibt nach einem bayernweit einheitlichen Schema wertvolle Lebensräume, wie die nach § 30 und § 39 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Art. 16 und 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen oder die Natura 2000-Lebensraumtypen. Sie liefert eine Bestandsaufnahme der wertvollen Flächen und der Pflanzenarten, die dort leben. Wiederholungskartierungen bringen die Daten auf den neuesten Stand. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse den Gemeinden und der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Biotope werden im Gelände erhoben und im Maßstab 1:5.000 in Luftbild-Karten eingezeichnet. Dabei erfassen und beschreiben speziell ausgebildete Kartiererinnen und Kartierer die für den Naturschutz wichtigen Flächen und die dort wachsenden Pflanzen. Seit 2006 werden zusätzlich die Lebensraumtypen des europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000 erfasst. Rund vier Prozent der Landesfläche Bayerns außerhalb der Alpen sind seit Beginn der Biotopkartierung als ökologisch wertvolle Lebensräume erfasst und beschrieben worden.

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07.03.2024 Pressemitteilung - Bayerisches Landesamt für Umwelt

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