Neue Wege in der Damwildbewirtschaftung

20.02.2025 Pressemitteilung - Vereinigung der Jäger des Saarlandes

Neue Wege in der Damwildbewirtschaftung - Vereinigung der Jäger des Saarlandes
(Foto: Vereinigung der Jäger des Saarlandes)

Die „Damwildhegegemeinschaft Peterberg“ hatte am 20. Februar 2025 im „Nationalpark-Tor Keltenpark“ in Nonnweiler-Otzenhausen mit Herrn Prof. Dr. Dr. Sven Herzog einen namhaften Fachmann eingeladen. Jäger, Jagdvorsteher, Landwirte, Waldbesitzer und interessierter Mitbürger hatten die Gelegenheit, auch einmal eine andere Seite zu hören. Unter dem Titel „Schalenwild und Wald – brauchen wir einen Paradigmenwechsel?“ zeigte der Leiter des Lehrstuhles für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der technischen Universität (TU) Dresden neue Wege in der Schalenwildbewirtschaftung auf.

Gleich zu Beginn räumte er mit dem Mythos auf, Damwild sei vielleicht nicht heimisch. Damwild sei bereits seit der Römerzeit in Mitteleuropa, sagte er im Hinblick auf die Örtlichkeit im Keltenpark und der Tatsache, dass unser Bereich des heutigen Saarlandes von den Römern beherrscht wurde.

Der Forstwissenschaftler und Humanmediziner forderte die Nutzer auf, seien es Landeigentümer oder Jäger, oder sonstige wie Wanderer, ihre Interessen eindeutig zu benennen. Nur dann könne man auch eine vernünftige Problemanalyse machen und zu Lösungen kommen.

Rein denklogisch könne es keinen „Wald-Wild-Konflikt“ geben, denn das Wild gehöre wie alle Waldlebensraumbewohner zum Wald dazu. Schließlich gebe es ja auch keinen „Fisch-Wasser-Konflikt“! Wenn er gerufen werde, mache er zuerst eine Lebensraumanalyse, analysiere dabei die bisherige Bejagung, arbeite die Problemfelder heraus und mache dann Verbesserungsvorschläge. Wobei Lebensraumgutachten für ihn keine Verbissgutachten seien. Letztere hielt Prof. Herzog weitgehend für „Erbsenzählerei“.

Da der heutige Förster nicht wisse, was sein Produkt später, in hundert oder zweihundert Jahren mal genau sei, und was es wert sei, könne auch niemals ein monetärer Schaden mit hinreichender Genauigkeit ermittelt werden. Diese Form einer „Inventur“ führe regelmäßig nur zu Streitereien und nicht zu Lösungen. Nur positives Denken und gemeinsame Strategien könnten zu Lösungen führen.

Gerade die Waldbesitzer des Kleinprivatwaldes, aber auch alle anderen Waldbewirtschafter bat er, mal gelassen über ihre waldbaulichen Ziele nachzudenken. Gelassenheit im Denken und Agieren sei überhaupt wichtig für den generationenübergreifenden Wald. Ein „Brennholzwald“ stelle in der Bewirtschaftung keine so großen Ansprüche wie ein „Furnier-Eichen-Wald“. Dann hätten Verbiss-, Fege- oder Schäleinwirkungen auch nicht die große Bedeutung, wie immer problematisiert werde. Der Biodiversität tue es keinen Abbruch, ob ein Baum jetzt gerade oder krumm sei. Schalenwild sei sogar ein großer Förderer der Biodiversität, da Wälder durchaus strukturreicher werden könnten. In der Losung würden Pflanzensamen von zig Pflanzenarten transportiert und damit ausgebreitet. Es gebe Eichenwälder, die seien 700 oder mehr Jahre alt. Sie hätten gezeigt, dass sie mit Warm- und Kaltzeiten genauso klargekommen seien, wie mit einer hohen Nutzungsdichte in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten. Exemplarisch zeigte er Bilder von im 17. und 18. Jahrhundert durch Kühe, Schafe und Ziegen übernutzte Wälder. Es seien aber immer noch Wälder gewesen und hätten Lebensraum für viele Arten geboten.

Wenn ein großer Waldbesitzer wie der Staatswald oder wie Großprivatwaldbesitzer dauerhafte Probleme mit Wild hätten, laufe generell etwas schief zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Auch im Hinblick auf die aktuell forcierte Bejagung in der „Damwildhegegemeinschaft Peterberg“ und der Abschussentwicklung der letzten Jahre unter der Moderation des Vorsitzenden Ulrich H. Bothe sagte Prof. Herzog, dass Reduktionsabschüsse „Projekte“ und keine „Lebensaufgabe“ seien, sie dürften also nur wenige Jahre laufen. Dann müsste es Ergebnisse geben und Verjüngungen groß geworden seien. Verjüngungsflächen müssten definiert werden und dort der Schwerpunktabschuss hin verlegt werden. Umgekehrt müsse es Wildruhezonen gebe, in denen sich das Wild ungestört aufhalten dürfe. Hierzu könnten Wildwiesen ohne Bejagung dienen. Fünf Prozent der Revierfläche seien hier ein guter Anhaltspunkt. Insofern müssten die aus Sicht des Bewirtschafters „unproduktiven“ Wildäsungsflächen mit teuren jagdlichen Maßnahmen gegengerechnet werden. Oft würden z.B. Drückjagden als das „Nonplusultra“ dargestellt, „Probleme“ mit dem Wild zu lösen. Aus einer Kosten-Nutzen-Analyse heraus seien Drückjagden aber absolut unwirtschaftlich.

Wenn es in einem Revier keine Möglichkeiten gebe, dem Wild an gewissen Orten die nötige Ruhe zu geben, weil sowohl der Wald momentan ein „hot spot“ sei als auch die landwirtschaftliche Fläche und es in einem anderen Revier genau umgekehrt sei, biete gerade die Existenz einer Hegegemeinschaft die realistische Möglichkeit, hier Ausgleiche herbeizuführen. Auch über die Zeitachse könne es Ausgleichsmöglichkeiten geben. Kurze Jagdpachtverträge seien eher kontraproduktiv. Für kurze Jagdpachtverträge spräche lediglich der Umstand, dass sie schlecht sein könnten. Was aber spreche dagegen, gute Pachtverträge langfristig abzuschließen, fragte Prof. Herzog. Sven Herzog lobte die Damwildhegegemeinschaft dafür, diese „hot spots“ bei sich schon seit längerem identifiziert zu haben und dort entsprechende Schwerpunktabschüsse zu realisieren.

Zum Thema „Jagd- und Schonzeiten“ stellte er den Jahresablauf des Schalenwildes vor. Für alle Schalenwildarten gelte, dass sie von der Ernährungsphysiologie und der Überlebenstechnik darauf eingestellt seien, auch einen harten Winter zu überstehen. Im Dezember/Januar beginne bei den weiblichen Tieren die Hauptentwicklung des Nachwuchses im Uterus und die Reserven zehrten sich auf. Im März sei ein Tiefpunkt bei den Reserven erreicht, deshalb sei das auch der Monat mit den größten Verlusten und anschließend ginge es darum, wieder aus dem Defizit herauszukommen und zu „fressen, fressen, fressen“, wobei der Jäger natürlich „äsen“ sagt. Dann solle man das Wild möglichst in Ruhe lassen. Erst von August bis Dezember dürfe mit gutem Gewissen geerntet werden. Er erteilte damit einer Jagdzeitenverlagerung nach vorne eine deutliche Absage!

Die anschließende ausführliche Diskussion zeigte, dass die anwesenden Jägerinnen und Jäger die Intentionen von Herrn Prof. Dr. Dr. Sven Herzog sehr gut verstanden hatten und sie bereit sind, zu guten Lösungen beizutragen.

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20.02.2025 Pressemitteilung - Vereinigung der Jäger des Saarlandes

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