30.05.2024 Pressemitteilung - Landesjagdverband Sachsen-Anhalt e.V.
Bevor wir des Trophäenkults bezichtigt werden, will ich einige Worte voranstellen. Die Jagd spielt seit Jahrtausenden im Leben der Menschheit eine wesentliche Rolle. Wenn sie sich auch über die Jahrhunderte ständig verändert hat, sind Trophäen für die Jäger traditionell schon immer ein Erinnerungs- und Sammelstück. Nicht anders als bei einem Briefmarkensammler, der Teile seiner Sammlung auf Ausstellungen bewerten und prämieren lässt, verhält es sich mit unseren Jagdtrophäen auch.
Seit mehr als 100 Jahren haben verschiedene Jagdwissenschaftler versucht, Bewertungsformeln für die einzelnen Wildarten zu schaffen, um die Qualität von Einzelstücken oder ganzer Populationen miteinander vergleichen zu können. Diese Formeln sind in wenigen Nuancen auch verändert worden, aber möglichst so, dass Vergleiche zu früheren Bewertungen noch weitgehend möglich sind. Natürlich sind bestimmte Bewertungsfaktoren zu hinterfragen, insbesondere beim Rehbock, bei dem noch immer ein Großteil der Punkte subjektiv vergeben werden, oder auch die Möglichkeit beim Damhirsch auf fehlerhafte Schaufelformen bis zu 10 Punkten abziehen zu können.
Seit mehr als 45 Jahren beschäftige ich mich mit der Bewertung von Trophäen und fühlte mich dabei nicht als einer der Kulthandlungen vollführt. Es ist schon nicht zu ertragen, dass uns von außen her Trophäenkult vorgeworfen wird, dass wir uns aber selbst auch noch dazu hergeben ist Selbstzerstörung.
Die Älteren unter uns werden sich noch mit Freude an die großen Trophäenschauen zur AGRA in Markkleeberg erinnern, auf denen alle Medaillentrophäen eines Jahrgangs, die in der DDR erbeutet wurden, zur Ausstellung kamen. Heute kann jeder selbst darüber entscheiden, wie er mit seiner Trophäe umgeht, aber wenn er sie traditionsbewusst in seinem Jagdzimmer aufbewahrt und vielleicht auch bewerten lassen will, dann lasst ihn doch.
Nun aber zur Landestrophäenbewertung des Landes Sachsen-Anhalt an gewohnter Stelle in Langenweddingen. Mit 136 zu bewertenden Trophäen lagen wir im Durchschnitt der letzten Jahre. Die großen Ausreißer nach oben blieben aus.
So konnte von 16 vorgestellten Rothirschgeweihen nur einer eine Gold-, sechs eine Silber und acht eine Bronzemedaille erreichen. Der Goldmedaillenhirsch kam aus Polen und geht natürlich nicht in unsere Datei des Bundeslandes ein. Der stärkste Hirsch des Landes kam aus der Altmark (LK SAW) und erreichte mit 205,47 IP eine hohe Silbermedaille, der 18-Ender hatte ein Geweihgewicht von immerhin 7,8 kg bei einer Stangenlänge von knapp 1 m.
Die Qualität der vorgestellten Damhirschgeweihe war wiederum sehr gut und wie immer von der Altmark dominiert. 17 Damhirschgeweihe konnten bewertet werden, von denen vier Gold-, sieben Silber und fünf Bronzemedaillen erreichten. Auch bei den Schauflern blieb eine Überraschung aus. Der stärkste brachte es auf 185,01 IP obwohl er nur 3,1 kg Geweihmasse auf die Waage brachte, aber mit Stangenlängen von 73,15 und Schaufellängen von 44,15 cm überzeugte. Ein starker Schaufler blieb ohne Bewertung, da er auf beiden Seiten keine Mittelsprosse hatte und damit als Abnormität gilt.
Bei den Wildschafen hält der Abwärtstrend weiter an. 13 Widdertrophäen konnten bewertet werden, von denen jeweils sechs aus dem Bördekreis und aus den Randrevieren des Ostharzes kamen. Der 13. war bereits im Jahr 2016 im LK SDL erlegt. Der stärkste Widder kam wie im Vorjahr aus der Börde und brachte 222,5 IP bei Schlauchlängen von 91,5 cm und gewaltigen Umfängen von 27,2 cm im ersten Schlauchdrittel. Insgesamt wurden viermal Gold-, viermal Silber und fünfmal Bronzemedaillen vergeben.
Sachsen-Anhalt ist ein Rehwildland. 68 Trophäen der kleinen Trughirsche aus allen Teilen des Landes kamen zur Bewertung. Obwohl achtmal Gold vergeben wurde, blieb ein Spitzenwert aus. Mit nur 472 g Gehörnmasse aber 200 ccm Volumen überzeugte eine Rehkrone aus dem Bördekreis und erreichte 136,58 IP. Darüber hinaus konnten 18 Silber- und 26 Bronzemedaillen vergeben werden, 16 blieben unter 105 IP.
Kapitale Keiler sind eine Rarität und so kamen auch nur acht Keilerwaffen zur Bewertung, von denen immerhin zwei in den Gold-, drei in den Silber- und drei in den Bronzerang kamen. Der stärkste Basse kam aus dem Jerichower Land und erreichte mit Gewehrlängen von 23,6 cm bei Gewehrbreiten von 27,05 mm und Hadererumfängen von 7,4 cm 122,55 IP.
Als kleine Zugabe kamen sechs Fuchs- und acht Dachsschädel zur Bewertung. Das sind kleine aber feine Trophäen, deren Präparation viel Fingerspitzengefühl und Ausdauer verlangt. Bei den Schädeln werden nur zwei Maße genommen, nämlich die Schädellänge und dessen Breite. Bei den Dachsen gab es vier Mal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze, während die Füchse viermal Silber und einmal Bronze erreichten.
Am Ende der Veranstaltung war es für alle Beteiligten wieder einmal ein Höhepunkt im Verbandsleben des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt.
Zum Original-Beitrag: 27. Landestrophäenbewertung
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