16.11.2023 Pressemitteilung - Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Vor mittlerweile 42 Jahren kam der Europäische Biber zurück nach NRW. Er war rund 100 Jahre lang von der Fläche des heutigen Nordrhein-Westfalens verschwunden. Jetzt leben wieder mehrere hundert Tiere hier. Biber können ein kleinräumiges Mosaik unterschiedlicher wassergeprägter Lebensräume schaffen. Das erhöht die Artenvielfalt in seinem Lebensraum deutlich.
Auch auf die Wasserqualität und den Hochwasserschutz wirkt sich seine Bautätigkeit positiv aus. Seine erfolgreiche Wiederansiedlung begann mit einem Auswilderungsversuch in der Eifel, der erst durch das besondere Engagement der damaligen Försterinnen und Förster umgesetzt werden konnte.
"Menschen hatten den Biber ausgerottet. Rund hundert Jahre später haben Menschen dafür gesorgt, dass er sich in NRW wieder wohlfühlen kann", sagt Robert Jansen, Leiter Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde. "Dies hat beim Biber deswegen gut funktioniert, weil er genügsam ist, sein Lebensraum an den Fließgewässern in ausreichendem Maß vorhanden ist und er sich sein Zuhause so zurechtbaut, wie er es benötigt."
Ökosystem-Ingenieur
Der vegetarische Wasserbauer mit den charakteristischen Fraßspuren liebt Wasser und bewegt sich in einem schmalen Band entlang Gewässern. Das Besondere: Er ist das einzige Säugetier, das seinen Lebensraum aktiv selbst gestaltet und an die eigenen Bedürfnisse anpasst. So baut er Dämme, um die Wassertiefe zu erhöhen. Damit Feinde nicht in seine Biberburg eindringen können, liegt ihr Eingang immer unter Wasser. Rund um die Dämme und seine Behausungen entstehen so oft neue, artenreiche Lebensräume. Davon profitieren vor allem viele Amphibienarten, wie Molche und Frösche. Diese stehen dann auch als Futter für die daher ebenfalls zurückgekehrten Schwarzstörche zur Verfügung. In den Waldbächen des Hürtgenwaldes hat sich die Artenzahl der Libellen nach der Wideransiedlung des Bibers von vier auf 29 Libellenarten erhöht.
Gebaute Biberdämme können negative Effekte des Klimawandels auf die Gewässer abmildern. Zum Beispiel dämpfen sie extreme Wasserabflüsse in den Bächen sowie den unterhalb gelegenen Flüssen und mindern eine Erhöhung der Wassertemperaturen.
Streng geheim
Dieses Waldnaturschutzprojekt begann damals zunächst unter strenger Geheimhaltung mit der Suche nach einem geeigneten Standort für die Wiederansiedlung des Bibers auf den landeseigenen Waldflächen in NRW. In der Flusslandschaft der Rureifel wurde man schließlich fündig. Entgegen einiger Bedenken glaubten die Forstleute vor Ort an den Erfolg und die positive Wirkung der Wiederansiedelung des Landschaftsgestalters für den Wald. Zwei von ihnen holten im Oktober 1981 drei Biber-Paare von einer Aufzuchtstation im polnischen Popielno ab. Sie gehörte zur polnischen Akademie der Wissenschaften. Um den Stress für die Tiere zu minimieren, fand der Transport in der Nacht statt. Die Förster setzten die Biber in vorbereitete Kunstbaue an der Weißen-Wehe aus, einem der Zuflüsse zur Wehebachtalsperre im Hürtgenwald. Damit begann der auf fünf Jahre angelegte Versuch, den Europäischen Biber wieder in der freien Landschaft anzusiedeln.
Ein erfolgreicher Versuch mit Folgen
Bereits ein Jahr nach dem Freilassen der Tiere bekamen zwei der drei Bierpaare Nachwuchs. Im Oktober 1986 zählte man 29 Biber. Von hier aus verbreiteten sie sich im gesamten Flusssystem der Rur. Fünfzehn Jahre später lebten dort geschätzte 250 Biber, die sich wohlfühlten und Teile der Landschaft umgestalteten. Allerdings freute sich nicht jeder über seine Bautätigkeiten. Es kam zu Beschwerdefällen wegen gefällter Obstbäume und vernässter Ackerflächen durch verstopfte Rohre oder Abflussgräben. Nachdem den Menschen dieses faszinierende Tier und seine positiven Wirkungen auf den Naturraum wieder aktiv nähergebracht wurden und es Hilfen zum Schutz gegen Schäden gab, haben sich Mensch und Biber über die Jahre wieder an einander gewöhnt.
Nach diesem Erfolg wurden am Niederrhein bei einem zweiten Wiederansiedlungsprojekt 26 weitere Tiere freigelassen. Heute leben mehrere hundert Biber über weite Teile Nordrhein-Westfalens verbreitet.
Waldnaturschutzprojekte des Monats
Wald und Holz NRW berichtet jeden Monat über ein Naturschutzprojekt in NRW, weil der Verlust der Artenvielfalt neben dem Klimawandel die größte Herausforderung der Gegenwart ist. Auf der Weltnaturschutzkonferenz in Montréal hat sich Deutschland zusammen mit fast 200 Staaten verpflichtet mehr in die Biodiversität zu investieren.
Die Wälder in Nordrhein-Westfalen bedecken 27 Prozent der Landesfläche und spielen beim Schutz bedrohter Arten eine zentrale Rolle. Wälder sind neben den Mooren die ursprünglichsten Lebensräume, die ohne den Einfluss der Menschen fast das ganze Land prägen würden. Gegen den allgemeinen Trend nimmt der Lebensraum Wald in Nordrhein-Westfalen langsam zu, auch wenn der Klimawandel aktuell für einige Rückschläge sorgt. Aber wo Wald war, wird wieder Wald wachsen. Darum kümmern sich auch die Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW. Ausgestorbene Tierarten wie Uhu, Schwarzstorch, Kolkrabe und Biber sind wieder in die Wälder zurückgekehrt. Die Bestände extrem seltener Arten wie der Wildkatze entwickeln sich sehr positiv. Die Artenvielfalt nimmt bei den Waldvögeln kontinuierlich zu. Zahlreiche positive Botschaften, die zeigen, dass der eingeschlagene Weg der Richtige ist. Das Engagement für die Biodiversität äußert sich auch in vielen kleineren Projekten, die von den Försterinnen und Förstern von Wald und Holz NRW fachlich, konsequent und mit Liebe zur Natur durchgeführt werden. Jeden Monat zeigt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW mit einem Beispiel, wie die Försterinnen und Förster den Verlust der Artenvielfalt aufhalten und Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten schaffen, wiederherstellen, pflegen und schützen.
Zum Original-Beitrag: Wie der Biber zurück nach NRW kam
16.11.2023 Pressemitteilung - Landesbetrieb Wald und Holz NRW
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